Der Atlantische Nordkaper, auch bekannt als Nordatlantischer Glattwal, Eiswalfisch oder Biskayerwal, gehört zur Familie der Glattwale und ist somit Teil der Ordnung der Wale (Cetacea). Eubalaena glacialis wurde erstmals 1776 von Müller beschrieben.
Beschreibung, Anatomie und Merkmale
Der Atlantische Nordkaper ist ein massiger Wal mit einer durchschnittlichen Länge von 13 bis 16 Metern und einer maximalen Länge von 18 Metern, wobei Berichte von bis zu 21 Metern existieren. Sein Gewicht liegt bei etwa 100 Tonnen. Seine Färbung ist überwiegend gräulich bis schwarz, oft mit auffälligen weißen Flecken, die durch Parasiten wie Seepocken, Walläuse und andere Krebstiere entstehen. Besonders markant ist der Parasitenbewuchs auf der Stirn, der eine weiße „Mütze“ bildet. Verhornte Schwielen, sogenannte Callosities, auf dem Kopf sind individuell unterschiedlich und ermöglichen die Identifizierung einzelner Tiere. Der Nordkaper hat keine Rückenflosse, was typisch für Glattwale ist. Im Maul befinden sich etwa 300 Barten pro Seite, die zum Filtern der Nahrung dienen. Beim Atmen erzeugt er einen charakteristischen V-förmigen Blas. Sein Blubberanteil von 40% des Körpergewichts ist der höchste unter allen Walarten, was ihm eine hohe Energiequelle bietet (Wikipedia).

Merkmal | Details |
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Länge | 13–16 m, max. 18 m (angeblich bis 21 m) |
Gewicht | Ca. 100 Tonnen |
Färbung | Gräulich bis schwarz, weiße Flecken durch Parasiten |
Rückenflosse | Fehlt |
Barten | Ca. 300 pro Seite |
Blas | V-förmig |
Blubberanteil | 40% des Körpergewichts |
Lebensraum, Verbreitung und Vorkommen
Der Atlantische Nordkaper unternimmt jahreszeitliche Wanderungen zwischen gemäßigten Breiten im Winter und subpolaren Zonen im Sommer. Historisch war er im gesamten Nordatlantik verbreitet, einschließlich des Europäischen Nordmeers, der Bucht von Biskaya und bis zur Westsahara, wo Weibchen ihre Kälber gebaren. Intensiver Walfang hat die östliche Atlantikpopulation nahezu ausgerottet, und Sichtungen dort sind selten, vermutlich verirrte Tiere aus dem Westatlantik. Heute lebt die Art hauptsächlich im westlichen Atlantik, von Florida bis Kanada. Im Winter dienen die Gewässer vor Florida und Georgia als Geburtsgebiete, im Sommer ernähren sich die Wale in nördlichen Regionen wie der Bucht von Fundy und dem Golf von St. Lawrence. Die Population wurde 2010 auf etwa 500 Individuen geschätzt, wuchs in den 1990ern jährlich um 2,8%, ist aber auf etwa 372 Individuen (Stand 2023) gesunken, mit etwa 70 fortpflanzungsfähigen Weibchen. Die Art ist laut IUCN kritisch gefährdet (NOAA Fisheries).

Region | Historische Verbreitung | Aktuelle Verbreitung |
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Östlicher Atlantik | Nordmeer bis Westsahara | Nahezu ausgestorben |
Westlicher Atlantik | Golf von Mexiko bis Neuengland | Florida bis Golf von St. Lawrence |
Ernährung und Lebensweise
Der Atlantische Nordkaper ernährt sich überwiegend von Ruderfußkrebsen (Copepoden), Krill und anderen kleinen Wirbellosen, die er mit seinen Barten aus dem Meerwasser filtert. Er nimmt täglich zwischen 998 und 2495 kg Nahrung auf, was seine enorme Größe unterstützt. Beim Fressen schwimmt er mit offenem Maul durch Planktonschwärme, um diese effizient zu sieben (WDC Deutschland).
Weibchen erreichen mit 9 bis 10 Jahren die Geschlechtsreife und haben eine Tragezeit von etwa einem Jahr. Historisch betrug der Abstand zwischen Geburten 3 bis 4 Jahre, doch Stressfaktoren wie Schiffsverkehr, Verfangen in Fischereigeräten und Klimawandel haben diesen auf 4 bis 10 Jahre verlängert. Kälber, geboren zwischen Dezember und März, sind etwa 4,5 Meter lang, wiegen über eine Tonne und werden nach 8 bis 17 Monaten entwöhnt. Eine Weibchen kann in ihrem Leben etwa 5 bis 6 Kälber gebären (Biological Diversity).
Nordkaper sind überraschend akrobatisch, springen oft aus dem Wasser und schlagen mit ihren Flossen auf die Oberfläche. Sie kommunizieren akustisch über weite Distanzen, auch wenn sie allein sind, was durch Tonaufnahmen belegt ist. Ihre Neigung, viel Zeit nahe der Wasseroberfläche zu verbringen, erhöht das Risiko von Schiffsunfällen (WDC Deutschland).
Aspekt | Details |
---|---|
Nahrung | Ruderfußkrebse, Krill, kleine Wirbellose |
Tägliche Aufnahme | 998–2495 kg |
Geschlechtsreife | 9–10 Jahre |
Tragezeit | Ca. 1 Jahr |
Geburtenabstand | Historisch 3–4 Jahre, aktuell 4–10 Jahre |
Kälbergröße | Ca. 4,5 m, über 1 Tonne |
Verhalten | Akrobatisch, akustische Kommunikation, oberflächennah |
Bedrohungen und Schutzmaßnahmen
Der Atlantische Nordkaper ist eine der am stärksten bedrohten Großwalarten. Hauptbedrohungen sind Kollisionen mit Schiffen und Verfangen in Fischereigeräten, wobei über 80% der Individuen Narben von Netzverstrickungen tragen. Meereslärm erhöht Stresshormone, beeinträchtigt die Immunität und verringert die Fruchtbarkeit von Weibchen. Klimawandel verändert Nahrungsquellen und zwingt Wale in stärker befahrene Gebiete. Zwischen 2017 und 2018 starben 18 Wale, etwa 4% der Population, was die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen unterstreicht (New England Aquarium).
Schutzmaßnahmen umfassen Geschwindigkeitsbeschränkungen für Schiffe in sensiblen Gebieten, die Entwicklung von „wal-sicheren“ Fischereigeräten und intensive Überwachung durch Sichtungen und akustische Methoden. Dennoch übersteigen Todesfälle die Geburten, und die Population benötigt etwa 50 Kälber pro Jahr für eine Erholung, während aktuell nur etwa 11 bis 12 Kälber jährlich geboren werden (NOAA Fisheries).
Historischer Kontext
Der Name „right whale“ stammt von Walfängern, die Nordkaper als „richtige“ Wale für die Jagd ansahen, da sie langsam schwimmen, reich an Öl und Barten sind und nach dem Tod an der Oberfläche treiben. Intensiver Walfang vom 16. bis frühen 20. Jahrhundert reduzierte die Population von geschätzten 100.000 auf wenige Hundert. Ein Jagdverbot seit 1935 hat die Population nicht ausreichend erholt, da neue Bedrohungen wie Schiffsverkehr und Fischerei hinzugekommen sind (Wikipedia).
Aktuelle Forschung und Ausblick
Forschung konzentriert sich auf Populationsüberwachung, Verhaltensstudien und die Entwicklung neuer Technologien, um Verstrickungen und Kollisionen zu reduzieren. Akustische Überwachung und Drohnen helfen, Wale zu lokalisieren und ihre Bewegungen zu verstehen. Wissenschaftler betonen, dass der Schutz fortpflanzungsfähiger Weibchen entscheidend ist, da der Verlust eines einzigen Weibchens die Erholung erheblich verzögert. Ohne drastische Reduzierung menschlicher Einflüsse könnten Nordkaper innerhalb weniger Jahrzehnte aussterben (New England Aquarium).
References
Image References