Zitronenhai – Negaprion brevirostris

Zitronenhai - Negaprion brevirostris

Der Zitronenhai, Negaprion brevirostris, ist eine Art von Hai, die in tropischen und subtropischen Gewässern weltweit vorkommt. Sie zeichnen sich durch ihre charakteristische zitronengelbe Farbe und ihren gedrungenen Körperbau aus.

Beschreibung und Merkmale

Zitronenhaie sind stämmige Requiemhaie mit stumpfen, kurzen Schnauzen und olivbrauner bis gelblichbrauner Oberseite, die unterseits heller ist. Beide Rückenflossen sind annähernd gleich groß und dreieckig; die erste Rückenflosse sitzt deutlich hinter den Brustflossen. Weibchen erreichen im Mittel etwa 2,4 m, Männchen etwa 2,25 m Länge, selten werden um 3–3,4 m gemessen. Charakteristisch sind auch die speziellen Zähne (oben schmal und breit, unten dreieckig) sowie meist das Fehlen eines Spritzlochs hinter den Augen. Die gelbliche Färbung – insbesondere der Flanken – gab der Art ihren Namen „Zitronenhai“.

Lebensraum und Verbreitung

Zitronenhaie bewohnen tropische bis subtropische Küstengewässer. Im Atlantik findet man sie entlang der amerikanischen Küste von New Jersey bis nach Südbrasilien sowie im Golf von Mexiko und in der Karibik, im östlichen Atlantik von Senegal bis etwa Angola. Sie treten außerdem im östlichen Pazifik auf – vom Golf von Kalifornien bis Ecuador. Ihre bevorzugten Habitate sind flache Meeresbereiche (zumeist ≤90 m) über Sandböden, Seegraswiesen und Korallenriffen sowie ufernahe Mangroven und Buchten. Dort bilden sie nach Größe und Geschlecht getrennte Gruppen, halten sich nachts häufig in der Nähe von Steganlagen auf und ziehen sich tagsüber ins offenere Wasser zurück. Junge Zitronenhaie wachsen vorwiegend in seichten Mangrovenlagunen heran, die mit sandigem Grund Schutz und reichlich Nahrung bieten.

Zitronenhai - Negaprion brevirostris Karte Verbreitung Vorkommen
Chris_huh, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Taxonomie

Der Zitronenhai (Negaprion brevirostris Poey, 1868) gehört zur Ordnung der Walhaiartigen (Carcharhiniformes) und zur Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae). Die Gattung Negaprion umfasst nur zwei Arten: N. brevirostris im Atlantik, Golf von Mexiko und ostpazifischen Regionen sowie den Sichelnasen-Zitronenhai (N. acutidens) im Indopazifik.

Ernährung und Jagdstrategien

Zitronenhaie sind opportunistische Raubfische. Sie ernähren sich überwiegend von Knochenfischen (z. B. Schleimfische, Mullets, Flötenfische, Adlerrochen), Krebstieren (Krabben, Garnelen) und Weichtieren. Die Jagd findet meist in Küstennähe statt. Feldstudien identifizierten mindestens zwei Haupttaktiken: Junge Haie (bis etwa 2 m) inspizieren Bodenspalten nach verborgener Beute („substrate inspection“), während subadulte und adulte Haie in der Brandungszone ganze Fischschwärme attackieren („Sardinen-Blitz“). Im Allgemeinen jagen Zitronenhaie bevorzugt in weniger als 5 m Wassertiefe, wo sie sich auch sozial gruppieren. Adulte Tiere haben kaum natürliche Feinde; gelegentlich kommt es zu Kannibalismus unter Artgenossen.

Zitronenhai - Negaprion brevirostris Zähne

Verhalten

Zitronenhaie zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie versammeln sich gern in Gruppen Gleichaltriger und gehen dabei offenbar feste Bindungen ein. Untersuchungen zeigen, dass Jungtiere effizient voneinander lernen, indem sie das Verhalten ihrer Artgenossen beobachten. Auch individuelle Temperamentsunterschiede wurden festgestellt. Typisch ist ferner, dass sich Zitronenhaie häufig am Meeresgrund niederlassen und durch aktive Kiemenatmung Wasser pumpen, um zu atmen. In Ruhephasen schwimmen sie gemächlich über dem Boden. Bei Bedarf können sie weite Strecken zurücklegen, halten jedoch normalerweise enge Reviere ein. Viele erwachsene Haie kehren in ihre Geburtsgebiete zurück.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit fällt meist in den Spätfrühling oder Frühsommer. Nach einer Tragzeit von etwa 10–12 Monaten bringen die Weibchen lebende Junge zur Welt (vivipar, mit Dottersack-Plazenta). Pro Wurf werden 4–17 Jungtiere geboren (im Schnitt etwa 7–12), die bei der Geburt etwa 60–70 cm lang sind. Die Geschlechtsreife wird erst mit etwa 11–13 Jahren erreicht. Weibchen bringen meist nur alle zwei Jahre Nachwuchs zur Welt. Die Geburt erfolgt in seichten Mangrovenlagunen, wo die dichten Wurzelsysteme Schutz vor Räubern bieten. Genetische Studien zeigen, dass Weibchen sich mit mehreren Männchen paaren und bei der Geburt in ihre eigenen Kinderstuben zurückkehren.

Gefährdung und Schutz

Der Zitronenhai gilt laut Roter Liste der IUCN als „gefährdet“. Die Bestände sind vielerorts rückläufig, hauptsächlich durch menschliche Einflüsse. Hauptursachen sind Überfischung, Lebensraumverlust und eine geringe Reproduktionsrate. Überfischung betrifft sowohl gezielte Fischerei als auch Beifang in Netzen. Mangrovenwälder – wichtige Kinderstuben – werden für Küstenbebauung und Aquakultur zerstört. Da Zitronenhaie spät geschlechtsreif werden und nur geringe Wurfzahlen haben, erholen sich ihre Bestände nur sehr langsam.

Schutzmaßnahmen:

  • Fischereimanagement: In den USA reguliert durch Fangquoten und -zeiten, Florida hat den Fang von Zitronenhaien komplett verboten.
  • Schutzgebiete: Große Meeresschutzgebiete – etwa das Shark Sanctuary der Bahamas – sichern zentrale Lebensräume.
  • Internationale Abkommen: Zitronenhaie stehen auf Anhang II des CITES-Abkommens, das den internationalen Handel reguliert.
  • Forschung und Monitoring: Telemetrie, Genanalysen und Langzeitstudien liefern wichtige Daten für Schutzmaßnahmen.

Forschung und Erkenntnisse

Zitronenhaie zählen zu den am besten erforschten Haiarten. Langzeitstudien – etwa am Bimini Shark Lab – haben wertvolle Einblicke in ihre Biologie geliefert. Akustische Telemetrie zeigte eine starke Heimatbindung erwachsener Tiere: Viele kehren jährlich in ihre Geburtsgebiete zurück. Molekulargenetische Studien belegen mehrfache Vaterschaften pro Wurf sowie eine Rückkehr der Weibchen zur eigenen Kinderstube. Auch Verhaltensstudien und physiologische Forschungen basieren oft auf Untersuchungen dieser Art. Insgesamt tragen diese Erkenntnisse entscheidend zum Schutzkonzept für Haie weltweit bei.nd zu zerkleinern. Sie jagen in der Regel nachts, wenn ihre Beute am aktivsten ist.

Verwandte Arten